Mit gestärktem Ego konnte nun die Rallye beginnen. Am Start der ersten beiden Nachtprüfungen wurde die Rallye abgebrochen, zu starke Staubentwicklung hieß es. Die Enttäuschung war ziemlich groß und die Knüpfer-Boys, die für den Service am Freitag extra angereist waren, hatten nix zu tun. Was solls! Es lag ja noch der Rallyesamstag vor uns. Neuer Tag, neues Glück! Die ersten 2 Prüfungen am Morgen liefen ganz gut und ab WP5 hieß es Maximum Attack. So lagen wir nach WP5 auch auf einem guten 3. Platz in der Division. Gerade die Ausfahrt der WP5 „Arena“ liegt dem BMW - schön staubig und nicht eine Kurve an der man bremsen muss. So heißt es Arschbacken zusammenkneifen und den Schuh immer schön durchdrücken. Bei Sichtweiten von stellenweise unter 10 m ist ein guter Aufschrieb und ein noch besserer Copilot von Nöten, beides war an Board. Es ist ein innerer Kampf, die Stimme in meinem Kopf sagt mir „Sei bloß vorsichtig, wenn du hier auf einen langsamen Wagen drauf knallst bleibt nix übrig!“. Mein Gasfuß hat aber ein Eigenleben und hört ausschließlich auf den Copiloten, der ruft die ganze Zeit „GEHT VOLL!“.

Eine Rallye mit Höhen und Tiefen. Allein die Starterliste war eine Offenbarung. Fast alle Gegner in unserer Klasse hatten mind. 25% mehr Leistung als wir. Zudem war der Schotterpapst Jari Latvala mit einem Escort RS am Start, gegen den ist kein Kraut gewachsen. In meiner spaßig überheblichen Art sagte ich „Der kann doch nix, den verheizen wir und wenn wir das schaffen, dann müsst ihr mir die Füße küssen“. Damit waren natürlich alle Mechaniker einverstanden. Gestartet sind wir in Weißwasser beim Showstart, dort gab es auch die erste Überraschung.  Nachdem wir mit einem Burnout den Streckensprecher verabschiedet haben, huldigte uns eine Gruppe weiblicher Fans mit einer La-Ola-Welle und dem Ausruf „Die totale Handbremse“. Die Mädels besuchten uns danach noch im Service für einen kleinen Plausch. Eine Erklärung für "Die totale Handbremse" findet ihr direkt im Video.  

09.10-10.10.2014

Geht alles VOLL

Lausitz Rallye Nat. A

Lausitz Rallye Nat. A

Bei der Landung nach der Kuppe und Tempo 130 schlug schon die Felge in den Lausitzer Sand ein. An Anhalten war da noch nicht zu denken, auch wenn der Forttrieb etwas durch den Platten gebremst wurde. Noch schlimmer fühlte sich das Anbremsen an. Bald roch es stark nach verbranntem Gummi und nach einem kleinen Sprung musste ich dann auch einsehen, dass eine Weiterfahrt so nicht möglich ist, denn die WP war noch gut 25 km lang. Leider haben wir für den Reifenwechsel gut 6 Minuten benötigt. Das ist sicherlich viel zu lang, aber stellt es euch nicht so einfach vor. Ich musste einen Radbolzen suchen, eine kleine Mulde graben um das Auto hoch genug aufzubocken, neu anschnallen usw.. Damit war die Rallye für uns gelaufen.

 

 

 

 

 

 

Am Ende des Vollgasstücks schiele ich mal auf den Tacho, 170 Sachen zeigt der an. Geil! So kann´s weiter gehen.

 

Leider haben wir uns auf der folgenden WP „Reichwalde“ einen Platten eingehandelt. Erst habe ich versucht weiter zu fahren, in Rechtskurven wurde die Felge entlastet und es ging ganz gut, doch dann kam eine schnelle Linkspassage mit kleinen Kuppen, das war zu viel für den Reifen.

Lausitz Platter

Auf den Bildern kann man gut die lose Lauffläche erkennen, die immer weiter aus dem rechten Radkasten heraussteht. 6 Minuten für den Reifenwechsel kommen einem in der Eile ewig vor. Als es endlich weiter ging, war ich schon etwas angefressen. Trotzdem blieb ich ganz cool und nutzte den Frust um mit der nötigen Aggression ans Werk zu gehen. Bei den restlichen Prüfungen erlaubten wir uns keinen Fehler mehr. Keine Staub und keine Spurrille konnte uns aufhalten. Unsere Fans standen mit Planet-Rallye Fahnen und Bannern an der Strecke und feuerten uns an, so wurden die Zeiten immer besser.

 

Auf WP 7 verabschiedete sich die Lambdasonde mit einem Stück vom Auspuff. Wer schon mal den Auspuff von unserem 318er gesehen hat, den wundert’s nicht - verbeult wie Axel Schulz nach einem WM Kampf, mit mehreren Nähte und Risse. Als wir erfuhren, dass die letzten beiden Prüfungen der WP8 abgesagt wurden und die Verzögerung so groß war, dass wir im dunkeln hätten starten müssen, ist der Ärger enorm groß gewesen. Mit den Teelichtern vorn am BMW versuchte ich die Strecke auszuleuchten, zum Glück war es noch nicht zappe duster. "Die zwei Runden, inklusive der Ausfahrt werden wir schon schaffen." dachte ich. Die verlorene Lambdasod beförderte das Steuerteil in eine Art Notprogramm.

Die fehlende Leistung war allerding kaum zu bemerken, da ich auch an den unmöglichsten Stellen noch Gas gebe, nur um das geile BAM BAM des kaputten und scheppernden Auspuffs zu hören. Später erfuhr ich, dass die Rallyeinsider an der Strecke, mir keine 3. Runde mehr zugetraut hätten.

 

Lausitz Sprey

Ausgefallen sind wir nicht, aber mit 6 Minuten Rückstand war nix mehr zu reißen.

Ohne Platten wäre ein sehr guter 2. Platz in der Division und der 20. in der Gesamtwertung drin gewesen. Sogar noch vor Jari Latvala im Escort RS - also doch keine geküssten Füße. Hätte, hätte Fahrradkette. Zur Siegerehrung sind wir gar nicht erst erschienen und haben somit auch den Pokal für den drittbesten BMW nicht abgeholt. Wer kann auch ahnen, dass man mit einer so schlechten Gesamtzeit noch einen Pokal bekommt? Am Ende hat es für einen enttäuschenden 39. Platz von 100 Startern gereicht. Für dieses Jahr ist erst mal Schluss, damit fällt auch die Havelland Rallye für uns aus und die Brandenburgmeisterschaft ist auch gelaufen. So stark wie das Jahr mit den beiden Klassensiegen gestartet ist, wollen wir im nächsten Jahr auch beginnen.

Vielen Dank nochmal an die Service Crew Markus, Silvio, Fred, Stephan, Tom und Bernd, an das Autohaus Opel Strauch, Autohaus Rauer und an Paul Motorsport, ohne die so eine tolle Saison gar nicht möglich gewesen wäre. Danke auch an meine treuen Fans, vor allem den weiblichen und Spirit Motorsport. Ich weiß ihr glaubt an uns.

 

Bye, Jürgen und Gordon, die mit der Lausitz Rallye noch eine Rechnung offen haben.