Zu allem Überfluss stand nun auch das Heck höher als die Front, was das Fahrverhalten auf der Hinterachse etwas nervöser machte. Das war uns aber lieber, als schon die erste Rallye der Saison absagen zu müssen. Zur Anreise trafen wir uns mit dem Team Stock und ihrem Subaru, die ihre erste Rallye in Angriff nehmen wollten. Beim Abladen in Wittenberg gab es die nächste Schrecksekunde. Der BMW setzte beim runterfahren vom Trailer in der Mitte auf dem Unterboden auf. Sollte die Karre eigentlich abkönnen. Ich sah vorsichtshalber trotzdem mal unters Auto. Der Schock war groß als ich eine topfende Stelle am Auspuff entdeckte und passend dazu eine Pütze unterm Auto. Nach einer Geruchs und Geschmacksprobe meinerseits, stellte sich heraus, dass es sich nur um Kondenswasser aus dem Auspuff handelte, da Markus extra eine kleine Öffnung für den Ablauf gelassen hatte. Puh, war ein schöner Schreck und ein scheußlicher Geschmack. Die Fahrzeug Abnahme und das Pacenotes erstellen ging recht flott und so machten wir uns bereit für die erste WP.
Kurz vor knapp von Nissan Rauer noch eingesetzt, waren die neuen Dämpfer leider um 20mm kürzer als meine richtigen Schotterdämpfer. Dadurch wurde natürlich auch die Feder schon stärker vorgespannt und es gingen 20mm Federweg verloren.
3. Start bei der Rallye Wittenberg und 3. Sieg in Folge. Wir sind 8. Gesamt geworden und wir sind führende in der ADMV Meisterschaft und 2. im Schottercup. Die Saison 2015 hätte nicht besser starten können. Vorab konnte ich das Autohaus Rauer als Sponsor gewinnen, sie übernehmen für diese Saison die Montage meiner Reifen. So starteten wir auch erstmals, auf Empfehlung des Nissan Autohauses, mit Schläuchen in den Reifen. Das die Rallye Wittenberg eine der härtesten Rallyes im Kalender ist, war uns schon klar, sie heißt nicht umsonst „Rallye Akropolis von Deutschland“. Unglücklicherweise fand ich noch 4 Tage vor der Rallye einen versteckten Stoßdämpferdefekt vorn rechts. Es begann eine Bestellodyssee die so lang und extrem war, dass ich sie hier nicht wiedergeben kann. Unterm Strich rettete uns Markus Kontakt zu Möbius Autoteile Berlin den Arsch.
Rallye Wittenberg
Rallye Wittenberg
Ich stieg erst mal aus und feuerte meine Handschuhe und die Sturmhaube in die Helm box, dann begutachtete ich den Schaden. Oh nein, das Rad stand gut 10cm nach hinten versetzt im Radkasten und schliff beim einlenken an selbigen, alle 4 Räder waren krumm und der Kühler lag lose im Motorraum. Dass der Kühler abgerissen war, hab ich erst nach der Rallye bemerkt, der wurde nur noch an den Schläuchen gehalten. Wären wir ohne Schläuche in den Reifen gestartet, dann wären wir mit 4 platten Reifen eh ausgefallen. Kurze Absprache mit Gordon darüber ob wir aufgeben sollten oder weiterfahren konnten lief so ab. Ich zu Gordon: „ich würde weiterfahren und es wenigstens versuchen, schließlich ist nix gebrochen sondern nur verbogen“ Er zu mir: „ musst du wissen, ob du damit noch fahren kannst“. Ich zu Ihm: „ wenn es dir zu heiß ist, dann stellen wir den Wagen halt ab“. So schob jeder dem Anderen die Entscheidung zu. Also beschloss ich erst mal weiterzufahren und die Sache zu beobachten. Auf dem Weg zu WP2 kamen mir schon die ersten Zweifel, der BMW war nur noch mit großen Mühen zum geradeaus fahren zu bewegen, rechts herum ging es sehr gut, ich durfte nur nicht weit einschlagen, weil das Rad im Radkasten anschlug. Links herum ging nur mit Gewalt. Gut sagte ich mir, hast du dir selber eingebrockt nun musst du da durch.
WP2 Stadtwerke, ist eine meiner Lieblingsprüfungen. 5,4,3,2,1 und GO, gleich nach dem Start viel mir auf, dass ich meine Sturmhaube und meine Handschuhe vergessen hatte. Nun musste es einmal ohne gehen. Fühlte ich mich am Anfang der WP noch etwas unsicher, so wurde es mit jedem Kilometer besser. Ich fand mich schnell damit zu Recht, dass die Karre krumm war, ich viel und vorallem schnell am Lenkrad korrigieren musste. Irgendwie hatte das rechte Rad ein Eigenleben entwickelt und gehorchte nur noch bedingt auf die Lenkbewegungen. Einige starke Quersteher konnte ich gerade noch so abfangen, aber im Grunde fand ich es noch fahrbar. Nach der Zielankunft von WP2, fuhren wir zum Regrouping und legten vor der Zeitkontrolle noch einen Reifenwechsel in unter 4min hin. Mehr Zeit hatten wir auch nicht zur Verfügung, da wir sonst eine Strafzeit für zu spätes Stempeln bekommen hätten. Dumm nur, dass ich in den alten Ersatzrädern noch keine Schläuche drin hatte. Also mussten wir unbedingt vermeiden die Felge vorne links zu hart dran zu nehmen.
Bye, Jürgen und Gordon, die Helden der Wittenberg.
WP 1 Eine wie keine. Ich hab schon Harte Prüfungen gefahren, aber noch keine so harte. War anfangs noch alles im grünen Bereich, kam zum Ende der Prüfung eine lange Gerade mit extremen Bodenwellen. Eigentlich wollten wir dort etwas Tempo rausnehmen, aber ich entschied spontan dort Vollgas zu fahren. Kurzerhand gab ich den Schlachtruf aus „voll, voll, voll“ damit sich Gordon auf harte Einschläge einstellen konnte. Dass sie so hart ausfallen würden war mir aber nicht klar. Wir hoben an der ersten Welle ab und knallten kopfüber mit 120 km/h gegen den 2. Wellenberg. Drisch, Knall und weiter ging es, gut 150m später noch so eine blöde Welle, die ging auch voll mit 125 km/h. Danach war der BMW ein Fall für die Schrottpresse. Im Ziel wurde mir sofort klar, da stimmte was nicht, das Auto zog mächtig nach rechts, was man mit bremsen nochmal verstärken konnte. Mist, ich war so ein Idiot, auf der ersten Prüfung das Auto mit Gewalt kaputt gemacht, das war völlig unnötig. Gordon meinte nur, dann müssten wir halt aufgeben, aber so schnell wollte ich die Flinte bzw. den BMW nicht ins Korn schmeißen.
Leider musste auch die rechte vordere Radaufhängung geschont werden. Die bewegte sich mit jedem Schlagloch ein Müh weiter in Richtung Hinterachse. Hätten wir die WP Zeiten schon gewusst, dann hätten wir gewusst wo wir liegen und ob wir Tempo machen müssen oder rausnehmen können, wussten wir aber nicht!
WP3 Diesmal aber Piano über die üblen Bodenwellen. Kurz vor´m Start frage ich mich, ob ich das Rad auch richtig fest geschraubt habe. Keine Ahnung und keine Zeit das zu kontrollieren, denn schon ging es los. Am Start gab es die nächsten Probleme. Der war so tief ausgeballert, dass sich Andere schon dort festgefahren haben. Helfende Zuschauer? Fehlanzeige! Wir sind in Wittenberg aber schon bekannt wie bunte Hunde, so konnte ich gleich unsere Fans dazu verpflichten uns anzuschieben, sollten wir uns wirklich festfahren.
Schlauerweise stellte ich mich nicht bis ganz nach vorn an den Start um noch etwas festen Boden unter den Rädern zu haben. Gefahr erkannt, Gefahr gebannt! Mit der Ansage, wenn ich hier nicht wegkomme, dann hör ich auf mir Rallyefahren, konnte es dann auch gar nicht mehr schief gehen. Ausnahmsweise startete ich im 1. Gang und hielt mich rechts im Unterholz, die krumme Achse wollte sowieso in diese Richtung fahren.
Mitten in der Prüfung rutschte mir bei einem hefigen Lenkmanöver der rechte Handschuh halb von der Hand, so dass die Finger nicht mehr das Lenkrad umgreifen konnten. Blitzschnell biss ich in den Handschuh und zog ihn mir aus, dann warf ich Ihn zu Gordon rüber. Der guckte nur ganz verwirrt und wartete auf den anderen Handschuh. Den behielt ich aber an. Durch die Wellen am Ende der Prüfung bin ich vorsichtig durch geschwebt, was aber nicht verhindern konnte das die Radaufhängung noch ein Stück weiter verbog. Nur noch 1 Prüfung, in solchen Momenten betet man zu allen Göttern die einem einfallen. Die Karre möge doch auch noch die letzte Prüfung schaffen. Fortuna , die Göttin des Glücks hat uns dann anscheinend erhört.
WP4 Normalerweise fahre ich auf der letzten Prüfung nochmal richtig Attacke. Dieses Mal mussten wir Taktieren um überhaupt anzukommen. Es ist viel einfacher volles Rohr zu fahren, als das richtige Maß zwischen Vorsichtig und viel zu Langsam zu finden. Apropos Rohr, am Start von WP4 hörte sich mein nigel nagel neuer Auspuff schon etwas lauter an. Obwohl ich an jeder Senke und an jedem Schlagloch Tempo rausnahm, wurde der schöne neue Auspuff, Opfer der Rallye Wittenberg. Mit einem Ohrenbetäubenden Lärm verabschiedetet sich dieser im letzten Drittel der WP. Erst dachte ich er klemmt unter dem Auto und bremst uns ab, das fühlte sich aber nur durch den fehlenden Staudruck so an. Im Grunde hört es sich in Rennfahrerohren viel schöner ohne Auspuff an. Da wird aus einem 25 Jahre alten BMW ein aktuelles Word Rallye Car, zumindest für meine Ohren. Blöd nur, dass man dann sein eigenes Wort nicht mehr versteht, so ging Grodon dazu über mich mit Handzeichen zu navigieren.
In solchen Momenten macht es sich bezahlt wenn man mit seinem Beifahrer vertrauter ist als mit seiner eigenen Ehefrau. Die gezeigte Richtung gibt Links oder Rechtskurven an und an seiner Fingerkrümung konnte ich ablesen wie scharf die Kurve ist. Wir sind am überlegen nur noch so zu fahren ;-). Im Ziel angekommen erfuhr ich von Lisa Kuhn und Sebastian Vollak, dass sie den vor ihnen Startenden eingeholt hatten, als dieser nach rechts ausschärte, dachten sie er lässt sie vorbei. Denkste Puppe, der ist meinem Auspuff ausgewichen und Herr Vollak hat ihn dann beim Überholen plattgefahren. Aber sie waren nicht die Einzigen, das Duo Schultz und Schultz im Opel ruinierten sich durch den amputierten Auspuff die Frontstoßstange. Für uns war aber nur wichtig im Ziel zu sein. Hier noch ein Zitat aus dem Rallye Mag! „In der 2-Liter-Klasse müssen die echten Gruppe-H-Autos von Thomas und Melanie Schultz (Platz 2 im Kadett D 16V) sowie Marek Goldbohm und René Sommer (Golf III, Ausfall wegen eines 10-Cent-Defekts) den Sieg einem Gruppe-F-BMW überlassen: Der 318is von Jürgen Neumann und Gordon Pfarr durchfährt den Zielbogen zwar mit dem Getöse eines russischen Panzers (weil der Auspuff am Krümmer weggerissen ist), doch die beiden Rand-Berliner haben mit einem Kraftakt auf der letzten Prüfung sich noch am Mercedes von Petri Reinikainen vorbeigequetscht, so dass zum Klassensieg auch noch die Ehre des besten Hecktrieblers kommt.“ Dabei mussten wir noch etwas nach der Zielankunft zittern, denn ein weiterer BMW in unserer Klasse hatte bis zur WP3 nur 22 Sekunden Rückstand auf uns. Eigentlich eine Menge Holz, wenn wir nicht auf der letzten WP so langsam hätten machen müssen. Bis der Aushang zur 4 Prüfung angepinnt wurde, lagen wir auf einem guten 15. Gesamtrang, doch dann kam das Ergebnis der letzten Prüfung. Wir konnten es kaum glauben, unsere „langsame“ letzte Prüfung war die 9. schnellste Zeit Gesamt und damit hatten wir den Klassensieg mit einer Minute Vorsprung im Sack. Gesamtplatz 8 von 73 Startern, also auf einer Prüfung noch 6 Plätze gut gemacht, kann sich sehen lassen und das mit einem total zerstörten und altersschwachen BMW E30. Das Team Stock von Spirit Motorsport konnte durch eine besonnene Fahrweise den Subaru heil ins Ziel bekommen und sicherte sich in der Klasse CTC28 den ersten Platz bei der ersten Rallye. Also Doppelsieg für Team Spirit. Besonders möchte ich mich noch bei Paul Motorsport bedanken, die vor der Rallye einen super Job abgesliefert und nach der Rallye alle Hände voll zu tun haben. Danke Markus und Stefan, Ihr seit die Besten.